Blauzungenvirus in NRW
Seit etwa dem 08.07.2024 häufen sich in NRW die Blauzungennachweise (BTV-3). Wir haben nun alle Informationen zusammengestellt und Bilder von betroffenen Tieren gesammelt, damit jeder Anhaltspunkte zum Erkennen der Erkrankung finden kann.
Das Blauzungenvirus, im aktuellen Fall der Serotyp 3 (BTV-3) wird über Gnitzen übertragen. Die Schafe stecken sich nicht untereinander an, auch ist die Krankheit nicht für Menschen gefährlich.
Der Seroytp 3 wurde erstmals im Herbst 2023 in den Niederlanden nachgewiesen und hat dort zu einem massiven Krankheitsgeschehen geführt. Es gab massive Todesfälle und die Schafpopulation in den Niederlanden hat sehr darunter gelitten.
Auch wenn es in NRW im Spätherbst noch einen ersten Nachweis gab, zeigte sich noch kein massives Geschehen und es gab keine schweren Verläufe und keine Todesfälle. Mittlerweile ist das anders. Aktuelle Zahlen finden Sie hier.
Es war jedoch immer damit zu rechnen, dass es im wärmer werdenden Sommer zu einer weiteren Verbreitung kommen wird. Davor haben wir auch regelmäßig gewarnt. Mittlerweile hat ganz Deutschland den Freiheitsstatus verloren!
Verschiedene Impfstoffhersteller sind tätig geworden.
Mittlerweile sind drei Impfstoffe gestattet, also noch nicht offiziell zugelassen. Über Wirksamkeit und Verträglichkeit gibt es nun erst die ersten, aber nicht gesicherten Anhaltspunkte. Die Impfung soll vor schweren Verläufen schützen, wird aber voraussichtlich keinen 100 % Schutz gegen die Infektion bieten. Bisher wird von einer guten Verträglichkeit berichtet.
Die Impfstoffe können über Ihren Tierarzt bestellt werden. Wenden Sie sich bei Fragen bitte direkt an Ihren Tierarzt.
Die drei Impfstoffe sind:
- Bultavo 3 der Firma Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH
- Bluevac-3 der Firma CZ Vaccines S.A.U.
- Syvazul BTV 3 der Firma Laboratorios Syva S.A.
Weiterhin wird die Behandlung mit Repellentien empfohlen.
Verdachtsmeldungen auf BTV-3 müssen nach wie vor ans Veterinäramt gemeldet werden. Sollten in Ihrem Bestand BTV-Symptome auftreten, sind Sie zur Abklärung und Probenahme verpflichtet. Wenden Sie sich in solchen Fällen bitte umgehend an Ihren Tierarzt und lassen Sie die erkrankten Tiere bzw. maximal 3 Ihres Bestandes beproben und untersuchen.
Die Laborkosten im CVUA trägt das Land, Ihr Tierarzt muss dazu aber angeben, dass es sich um einen Verdachtsfall handelt. Es ist weiterhin wichtig, abzuklären, ob es sich um BTV 3 handelt, da auch andere Erkrankungen in Frage kommen.
Die Tierarztkosten trägt jeder Tierhalter selbst.
Wurde in Ihrem Bestand einmal BTV 3 nachgewiesen, ist er der Behörde als BTV 3-infizierter Betrieb bekannt und es ist damit zu rechnen, dass weitere Tiere an BTV 3 erkranken werden. Diese Tiere, die offensichtlich ebenfalls an BTV3 erkranken, müssen nicht erneut dem Veterinäramt gemeldet werden und nicht zwingend auf BTV 3 untersucht werden. Allerdings sollte in Rücksprache mit dem Tierarzt immer darauf geachtet werden, dass keine weiteren Erkrankungen im Bestand auftreten. Ggf. müssen weitere Untersuchungen eingeleitet werden.
Das Ministerium teilte außerdem mit, dass aufgrund der BTV 3 keine 30-tägige Betriebssperre verhängt wird. Melden Sie sich bei uns, wenn Ihr Betrieb dennoch gesperrt wurde.
Am 24.07.2024 hat das MLV eine Pressemeldung herausgegeben. Diese finden Sie hier.
Damit jeder die Erkrankung frühzeitig erkennt, haben wir die aktuellen Symptome zusammen gestellt.
Wichtig ist, all diese Symptome können einzeln oder zusammen auftreten. Die Reihenfolge und Schwere kann unterschiedlich sein. Von Lämmern bis Alttieren kann jedes Tier betroffen sein. Nehmen Sie auch symptomlose plötzliche Todesfälle ernst und lassen Sie diese untersuchen.
Im aktuellen Seuchenzug zeigt sich oft als erstes und lange unerkanntes Symptom, dass die Tiere lahm gehen, einen staksigen und steifen Gang zeigen und plötzlich und ohne erkennbaren Grund ein Bein deutlich entlasten. Dies wird in der Folge immer schlimmer. Weisen Sie Ihren Tierarzt daraufhin, nicht jeder hat schon Erfahrung mit dieser Krankheit und wir müssen hier alle gemeinsam an der Aufklärung arbeiten.
Auflistung verschiedener Symptome:
- Lahmheiten
- gestörtes Allgemeinbefinden
- Unwohlsein, Apathie
- Schmerzlaute
- verminderte Futter- und Wasseraufnahme
- Rotznase, Nasenausfluss
- geschwollene Maulpartie
- geschwollener Kopf
- Kehlgangsödem
- stetiges Maulöffnen
- Pusteln und Krusten am Kopf/Maul
- Speichelfluss, Schäumen
- geschwollene Zunge
- blaue Zunge
- Lungenentzündungen
Leider ist der aktuelle Ausbruch massiv. Mittlerweile ist ganz NRW betroffen. Die Fallzahlen steigen stetig an.
Wir sehen viele schwere Verläufe und Todesfälle .
Die offiziellen Zahlen können Sie hier einsehen.
Diese Zahlen sind natürlich immer etwas zeitverzögert, auch wenn die Veterinärämter wirklich alles geben um die vielen Daten schnell weiter zu melden. Die Zahlen bilden die Schwere der Verläufe leider nicht ab.
Mittlerweile berichten viele Betriebe von Überforderung. Viele Tiere sind erkrankt, müssen intensiv betreut werden. Die Tierärzte, die noch mitten im Impfen waren, sind vollauf beschäftigt und haben vielfach keine Kapazitäten mehr.
Was Sie für Ihre Tiere können: für eine ausreichende Wasserversorgung sorgen, notfalls mit einer Eingabespritze, sofern Schlucken noch möglich ist.
Die Tiere sind stressanfällig und benötigen auch Ruhe um sich zu erholen. Achten Sie auf ruhige Plätze und hantieren Sie nicht mehr als nötig am Schaf, da die Schafe durch die Entzündungen und Schwellungen Schmerzen haben.
Schmerzmittel, Cortisongabe und Antibiotika gegen Sekundärinfektionen mit dem Tierarzt abstimmen, Immunaufbau mit Vitamin E, B und Selen, ebenfalls mit dem Tierarzt abstimmen.
Da die Tiere starke Schmerzen haben, zeigte sich in der letzten Woche, dass eine gute Abdeckung mit Schmerzmitteln die Tiere sinnvoll unterstützen kann.
Das wichtigste ist, dass die Tiere dem Virus mit einem guten Immunsystem und Allgemeinzustand begegnen. Dann haben sie eine Chance, die Krankheit zu überleben.
Weiterhin wird die Behandlung mit Repellentien empfohlen.
Leider werden wir die aktuelle Situation nicht mehr aufhalten können. Die Wetterlage, feucht und warm, ist ideal für den Gnitzenflug.
Zu den Impfungen:
Wir empfehlen, alle Tiere Impfen zu lassen!
Gesicherte Daten gibt es noch keine und wir empfehlen grundsätzlich all diese Themen genau mit dem Tierarzt zu besprechen. Einige Erfahrungen möchten wir aber teilen:
- wir kriegen hierzu ganz verschiedene Rückmeldungen
- manche geimpfte Herden scheinen gesund zu bleiben, obwohl ringsum BTV ausgebrochen ist
- wir sehen mittlerweile dennoch leider auch erkrankte Tiere in geimpften Herden
- die Immunisierung nach der Impfung dauert etwa 4 Wochen, erst dann besteht ein Schutz durch die Impfung, viele Herden wurden in den letzten 4 Wochen geimpft und sind noch nicht voll geschützt
- jedoch sehen wir auch Symptome in Herden, die schon vor über 4 Wochen geimpft wurden
- auch dort gibt es Todesfälle, jedoch berichten die meisten Betriebe von etwas milderen Verläufen
- insgesamt kann der Verlauf von Tier zu Tier sehr unterschiedlich sein
- klare Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Impfung lassen sich also nicht ziehen
- ein schwächerer Verlauf und damit höhere Überlebenschancen scheinen durch die Impfung aber gegeben zu sein
- die Impfungen als solche zeigten sich bisher gut verträglich