Bundesschau 2022 in Alsfeld
Etwa 2.000 Züchter und Schafinteressierte trafen sich am ersten Oktoberwochenende nach Schätzung des Veranstalters, der VDL – Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände – in Alsfeld, Hessen zur Bundesschafschau 2022. Zweimal musste die bundesweite Veranstaltung coronabedingt verschoben werden, jetzt endlich konnte sie stattfinden. Das Warten hatte sich gelohnt und der Zulauf war grandios! Markus Barkhausen, Mitarbeiter der Schafzüchtervereinigung NRW, fasst für sie zusammen.
Auch wenn nicht alle der 780 (!) Zuchttiere im Tierschaukatalog aufgetrieben wurden, so waren dennoch 638 der besten Zuchtschafe aus 43 Rassen und mehr als 120 Zuchtbetrieben aus dem gesamten Bundesgebiet vor Ort. 162 Böcke und 476 Mutterschafe aus 15 Verbänden wurden in Einzel- und Sammlungswettbewerben prämiert. Aus NRW beteiligten sich 27 Züchter/innen mit etwa 125 ihrer besten Zuchtschafe aus 15 Rassen am bundesweiten Wettbewerb. Nachfolgend finden Sie die Erfolge der NRW-Beschicker – sortiert nach Rassen.
Bergschafe (BBS = Braunes Bergschaf, GBS = Geschecktes Bergschaf, SBS = Schwarzes Bergschaf, TBS = Tiroler Bergschaf) – Hanne und Schmücker stellen alpinen Landschafe vor
Klaus Louis Hanne aus Remscheid war mit Zuchtschafen der Rassen BBS, GBS und SBS aus dem Bergischen Land nach Alsfeld gereist. Sein dreijähriger Bock der Rasse GBS, gezogen von Fam. Saken aus Brakel, gefiel den Preisrichter so gut, dass sie ihn zum Klassensieger erklärten. Burkhard Schmücker aus Büren züchtet Schwarzköpfige Fleischschafe. Tiroler Bergschafe jedoch sind seine Leidenschaft. Mit einem selbstgezogenen 2 ½ jährigen TBS-Bock konnte er die Konkurrenz hinter sich lassen und freute sich über einen Klassensieg. Bei den Mutterschafen erzielte er mit einem 4 ½ jährigen Mutterschaf seine beste Platzierung: den Ib-Preis.
Braune Haarschafe (= BHS): Benedikt Hüttemann stellt Champion!
Die drei renommierten Zuchtbetriebe Hans-Dieter Gerbracht aus Medebach, Ulf Helming aus Augustdorf und Benedikt Hüttemann aus Schermbeck waren mit ihren besten Haarschafen vor Ort. Das wochenlange Vorbereiten der Tiere sollte sich lohnen. Gerbracht freute sich über einen Ib-Preis für ein selbstgezogenes 3 ½ jähriges Zuchtschaf. Ulf Helming konnte ein 5 ½ jähriges Schaf an erster Stelle platzieren und freute sich über den Klassensieg der älteren Schafe. Erfolgreichster Züchter jedoch war Benedikt Hüttemann aus Schermbeck: Ein tief- braunes und sehr korrektes Mutterschaf, geb. 2018, wurde nicht nur Klassensieger. Gegen die gesamte weibliche Konkurrenz konnte sich das korrekte Schaf durchsetzen und wurde zum Bundessieger erklärt. Sein Erfolg setzte sich bei den Böcken fort. Hier gelang ihm der Durchbruch: Ein 1 ½ jähriger, selbstgezogener Bock mit einer imposanten Mähne, gefiel den Preisrichtern so gut, dass er nicht „nur“ Bundes- und Rassesieger wurde. In der Rassegruppe der Haar- und Milchschafe wurde er zum besten Zuchttiere über alle Rassen hinweg gekürt und darf sich jetzt Champion nennen. Somit war Benedikt Hüttemann einer der erfolgreichsten Züchter aus NRW. Herzlichen Glückwunsch!
Bentheimer Landschafe (= BLS) – Bruno Becker stellt Bundessieger!
Mit über 60 gemeldeten Zuchtschafen stellten die BLS wohl neben den Bergschafen den stärksten Rasseblock der Bundesschafschau. Auch vier NRW-Zuchten beteiligten sich am bundesweiten Wettbewerb. Martin Tiemann aus Uedem erzielte seine beste Platzierung mit einem 2020 geborenen Zuchtschaf: den Ib-Preis. Karla Ebert aus Lemgo mit einem 2017 geb. Bock aus der Zucht Steenken, Werpeloh den Wollsieger der Rasse. Jens Holtkamp aus Hamminkeln ist eine feste Größe in der Zucht der Bentheimer Landschafe. Seine Zuchtherde zeigt täglichen Einsatz in der Landschaftspflege. Mit einem 2014 geborenen Zuchtschaf stellte er einen Klassensieger im Einzeltierwettbewerb. Im Sammlungswettbewerb der älteren Schafe freute er sich über die Bundessiegersammlung der Rasse.
Bruno Becker aus Wipperfürth war aus dem Bergischen mit vier Zuchtschafen nach Alsfeld gereist. Bei den Böcken und auch den Mutterschafen freute er sich über einen Klassensieger. Der von ihm vorgestellte lange und korrekte Zuchtbock, gezogen Steenken wurde später zum Bundessieger erklärt.
Coburger Fuchsschafe (= COF) – Thoms & Richterich aus NRW allein vor Ort
Von 30 Zuchtbetrieben in NRW hatte lediglich die Thoms & Richterich GbR Zuchtschafe der Mittelgebirgsrasse zur Bundesschafschau angemeldet. Drei von 4 angemeldeten Zuchtschafen wurden am Freitag neben Rauhwolligen Pommerschen Landschafen aus der Zuchtstätte angeliefert. Mit einem 2018 geborenen Mutterschafen erzielten die Züchter mit einem Ib-Preis ihre beste Platzierung.
Gotländische Pelzschafe (= GPS) – Flötotto räumt ab
Karla Ebert aus Lemgo und Georg Flötotto aus Verl waren die einzigen Beschicker dieser Rasse mit der besonders weichen Wolle. Folglich wurde etwa ein Dutzend der besten Tiere aus NRW vorgestellt. Karla Ebert stellte bei den älteren Mutterschafen den Klassensieger, Flötotto bei den Böcken. Bei den jüngeren weiblichen Zuchtschafen, deren Heimat die schwedische Ostseeinsel ist, gefiel den Preisrichtern ein etwa 1 ½ jähriges Schaf so gut, dass es Bundessieger der Klassen der weiblichen Schafe wurde. Anschließend setzte sich das korrekte Schaf mit bestem Wollvlies gegen den Ia-prämierten Bock aus gleicher Zuchtstätte durch und wurde zum Rassesieger erklärt. Und weil das noch nicht genug war, erklärten die Preisrichter dieses Schaf zu guter Letzt zum Wollsieger.
Jakobschafe (= JAS) – drei NRW-Zuchten vor Ort mischen ordentlich mit
Die drei Zuchten Haffner, Schuster und Sprock stellten etwa 1/3 der aufgetriebenen ca. 30 Zuchtschafe, die ihren Ursprung in Großbritannien hat. Ina Schuster-Verch aus Schöppingen im schönen Münsterland sowie auch Ute Sprock vom Niederrhein aus Voerde stellten bei den weiblichen Zuchtschafen der Rasse je einen Klassensieger. Thomas Haffner aus Essen freute sich über einen Wollsieger.
Nolana (= NOL) – Rainer Wagner stellt Vizechampion
Stephan Graute vom Sender Wildhandel in Verl und Rainer Wagner aus Titz stellten Zuchtschafe der noch recht jungen Fleischschafrasse vor, die im Idealfall auf einen Schafscherer verzichten kann. Mit ihren selbstgezogenen weiblichen Zuchtschafen waren beide Aussteller sehr zufrieden: Graute freute sich über eine Klassensiegerin bei den jüngeren Schafen. Das Schaf, geboren in 2021, wurde zudem aufgrund ihrer Fleischfülle zum Fleischsieger erklärt. Rainer Wagner konnte seinen züchterischen Erfolg in Alsfeld kaum fassen! Sein etwa 4 ½ jähriges Schaf wurde Bundessieger, Rassesieger und Vizechampion. Herzlichen Glückwunsch!
Rhönschafe (= RHO) – Markus Müller aus Hamminkeln stellt Wollsieger
48 Rhönschafe wurden prämiert. Aus NRW reisten Markus Müller aus Hamminkeln sowie Claudia Schepp aus Wilnsdorf ins Nachbarbundesland nach Hessen. Die Konkurrenz war stark und so konnte Frau Schepp leider keines ihrer Zuchtschafe der Mittelgebirgsrasse auf den vorderen Plätzen wiederfinden. Anders Markus Müller: Er war mit zwei selbstgezogenen Böcken angetreten. Anton – der Jüngere der Beiden – wurde Klassensieger. Sein Altbock Goliath war seinerzeit bei der Körung mit der Höchstnote 9 in der Wollqualität beurteilt worden. Die Note wurde wohl zurecht vergeben, denn er wurde von den Preisrichtern auch zum Wollsieger erklärt.
Rauhwollige Pommersche Landschafe (= RPL): NRW- Züchter stellen Verbandssiegersammlung!
Die renommierten Zuchten Meyer aus Bad Oeynhausen und die Thoms & Richterich GbR aus Ennigerloh reisten aus NRW nach Alsfeld und stellten sich als 2 von 17 Zuchtstätten in NRW dem bundesweiten Wettbewerb. Gerd Meyer konnte zwei von fünf angemeldeten Zuchttieren an erster Stelle platzieren: Beide von ihm vorgestellten Böcke wurden mit dem Ia-Preis ausgezeichnet. Ein 2 ½ jähriger, kräftiger Bock mit Mähnenbildung, gezogen von Glamann in Waren (Müritz, M-V), vorgestellt von Meyer, wurde zum Bundessieger erklärt.
Auch die Zuchtschafe der Thoms & Richterich GbR aus Ennigerloh gefielen den Preisrichtern. Zwei von vier Schafen wurden mit dem Ib-Preis ausgezeichnet. Bestes Schaf jedoch war hier jedoch Yrene, ein Mutterschaf aus 2018. Das hervorragende Tier wurde Klassensieger, Bundessieger und aufgrund seiner ausgezeichneten Wolle im Farbspektrum grau-blau Wollsiegerin der Rasse!
Shropshire (= SHR) – Reckmann räumt ab!
Shropshireschafe sind dafür bekannt, dass Sie Gehölze fast gar nicht verbeißen und somit einen Beitrag dazu leisten, dass Weihnachtsbaumkulturen auch ökologisch bewirtschaftet werden können, sofern der Besitzer über eine Antenne zum Tier verfügt. Mit Norbert Reckmann und Matthias Bäumner-Spies waren zwei von zwanzig NRW-Zuchten vor Ort. Debütant Bäumner-Spies aus Bad Berleburg schaffte es auf Anhieb, zwei von sechs aufgetriebenen Zuchtschafen auf den vorderen Rängen zu platzieren. Norbert Reckmann aus Dülmen ist als einer der ersten Züchter der Rasse in Deutschland seit 30 Jahren im Geschäft. So war es nicht verwunderlich, dass fünf von sechs vorgestellten Schafen in den Einzeltierwettbewerben mit über 25 Zuchtschafen aus sechs Zuchten auf den vorderen Rängen zu finden waren. Zwei seiner weiblichen Zuchtschafe wurden nicht nur mit dem Ia-Preis ausgezeichnet. Sie wurden zusätzlich auch noch Bundessieger bzw. Fleischsieger der Rasse Shropshire. Die höchste Auszeichnung erhielt die Familie Reckmann jedoch für ihre Züchtersammlung, bestehend aus einem Bock und zwei Zuchtschafen. Sie wurde nicht nur die Siegersammlung der Rasse. Im rasseübergreifenden Sammlungswettbewerb der farbigen Fleischschafe sahen die Preisrichter die hervorragende Kollektion vor der Schwarzköpfigen Fleischschafe der Agrargenossenschaft Lübstorf. Reckmanns Sammlung wurde zum Champion erklärt und mit einer Plakette des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung ausgezeichnet.
Schwarzköpfige Fleischschafe (= SKF)
Die Schafzucht Specht aus Hünxe beteiligte sich als einzige von 14 NRW-Zuchten – Westfalen galt lange Zeit als das Hauptzuchtgebiet des Schwarzköpfigen Fleischschafes – am bundesweiten Wettbewerb. Insgesamt waren 6 Zuchten aus NRW, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Sachsen angetreten. Vier von sechs vorbereiteten Zuchtschafen konnte Specht auf den vorderen Rängen platzieren. Die Preisrichter der Bundesschafschau hatten sich bereits im Vorfeld für alle Rassen der Bundesschafschau darauf verständigt, Zuchtschafe, die das maximale Körpergewicht je Tierkategorie lt. Zuchtprogramm der jeweiligen Rasse um mehr als 20 % überschritten, nicht an erster Stelle zu rangieren. Specht freute sich folglich über zwei beste Klassensieger. Zwei seiner Zuchtschafe wurden an zweiter Stelle rangiert.
Skudde (= SKU) – Ragnar aus Zucht Humpert erzielt einen Ib-Preis
Die Zuchtstätten Ortrun und Andreas Humpert aus Marienmünster, sowie Martin Tiemann aus Uedem am Niederrhein stellten insgesamt 4 selbstgezogene Zuchtschafe der gefährdeten kleinsten deutschen Schafrasse vor, die hervorragende Leistungen in der Landschaftspflege vollbringt. Humperts erzielten mit Ragnar, einem knapp 1 ½ jährigen, schwarzem Jährlingsbock einen zweiten Platz. Ihre Züchtersammlung wurde mit dem Ic-Preis ausgezeichnet.
South Down (= SOD) – Heike Kaup aus Voerde stellt beste Zuchtschafe vor
Heike Kaup aus Voerde züchtet die aus England stammende, mittelgroße Fleischschafrasse, die ähnlich der etwas größeren Shropshireschafe eine weniger stark ausgeprägten Drang verspürten, Gehölze zu verbeißen. Gemeinsam mit ihrem Mann Peter stellte sie als einzige Ausstellerin drei hübsche Schafe der stark bewollten Rasse vor.
Weiße Gehörnte Heidschnucke (= WGH) – Deter aus Spenge stellt Rassesieger
Hier standen Zuchtschafe aus drei Zuchten im Wettbewerb. Schon im Vorfeld stand fest: Alle Preise werden nach Ost-Westfalen in NRW gehen. Alexander Hamann aus Herford erzielte einen dritten Platz. Die Zuchtstätte Ortrun und Andreas Humpert aus Marienmünster mit einem Mutterschaf, geb. 2018 einen Ia-Preis. Bock Leopold bekam anlässlich der Körung die Höchstnote 9 und wurde zurecht Wollsieger der Rasse. Wolf-Dieter Deter aus Spenge war mit zwei Schafen nach Alsfeld gereist. Die Auswahl der präsentierten Zuchtschafe passte wohl, denn sein Bock wurde zum Rassesieger erklärt.
Weiße Hornlose Heidschnucke (= WHH) – Zuchtstätte Humpert stellt Rasse- und Wollsieger
Lediglich die Zuchtstätte Ortrun und Andreas Humpert aus Marienmünster stellten Zuchtschafe der kleinen Landschafrasse aus Deutschland vor, die es in hervorragender Weise versteht, Grünlandflächen mit hoch anstehendem Grundwasserspiegel sowie Heide- um Moorflächen zu beweiden. Ein 2018 geborener, selbstgezogener Zuchtbock gefiel den Preisrichtern Mathias Brockob und Dr. Helmut Melbaum so gut, dass sie ihn gleich mit mehreren Preisen ausstatteten: Der Bock wurde zum Klassen-, Rasse- und Wollsieger der WHH gekürt.
Walliser Schwarznasen (= WSN)
Debütant Wilhelm Prinz aus Beckum beteiligte sich, nachdem er im Rahmen der NRW Schaftage in Haus Düsse auf Anhieb einen Landessieger stellte, erstmalig an einer Bundesschau. Aus drei Zuchten wurden gut ein Dutzend Walliser Schwarznasen vorgestellt. Eines von zwei Zuchtschafen aus NRW wurde zum Klassensieger erklärt.
Umrahmt wurde das hervorragend geeignete Ausstellungsgelände in Alsfeld von Ständen, Händlern, etc. Das Rahmenprogramm beinhaltete neben einem gut besuchten Züchterabend mit mehr als 400 Schafinteressierten, Vorträge zu Themen wie Tierwohl, Herdenschutz, Direktvermarktung und Digitalisierung. Die Vortragsveranstaltungen waren bis auf den letzten Platz gefüllt.
Highlight am Sonntag war die Versteigerung der Malschafe, eine Initiative des Fachmagazins SCHAFZUCHT im Verlag Eugen Ulmer. Preisrichter und Züchter Hans Trinkl aus Bayern schaffte es, dem Publikum auf kurzweilige Art und Weise ein paar Euros aus der Tasche zu locken.
Die Versteigerung der Malschafe brachte je Schaf kleine und große Erlöse bis zu 200 € zugunsten des am 2. und 3. September 2023 im Freilichtmuseum Detmold anl. der Großveranstaltung „Freilichtgenuss“ stattfindenden Bundeswettbewerbes der Jungzüchter ein.