NRW Schaftage 2022: Schaf, Mensch und Hund im Mittelpunkt
Am 20. und 21. August überschwemmten Schafzüchter und Schafhalter das Versuchs- und Bildungszentrum Land-wirtschaft im Kreis Soest. Erstmalig fand die Veranstaltung an diesem traditionsreichen Standort an einem Wochenende statt. Markus Barkhausen, Mitarbeiter der Schafzüchtervereinigung NRW fasst für Sie zusammen.
Ausstellung besuchen und lecker Essen vom Lamm
Viele Aussteller waren gekommen um altbewährte und neue Technik rund um das Schaf anzubieten. Bei bestem Wetter waren die Stände stets gut frequentiert. Etwa 1.500 – 2.000 Besucher waren vor Ort. Am Stand von Norbert Strunk aus Lippetal gab es Köstlichkeiten vom Lamm wie etwa Lammburger, Bratwürstchen und Irish Stew – ein traditionelles, irisches Eintopfgericht mit Lammfleisch. Die Warteschlange riss einfach nicht ab.
Sich gut beraten lassen und Schafe mit Zäunen schützen
Das Team Herdenschutz der Landwirtschaftskammer NRW stand an beiden Tagen parat um an eigens installierten mobilen und festen Zaunanlagen wolfsabweisende Schutzmaßnahmen zeigen zu können. Die Nachfrage war groß.
Die Schafberatung NRW nahm an ihrem Infostand Anmeldungen für die 7. Zaunbaumeisterschaft am Sonntag entgegen. Hier wurden zwei Elektrozaun-Netze aufgebaut und anschließend von Fachleuten auf Funktion und Korrektheit überprüft. Andreas Fröhlich aus Wadersloh schaffte es, 9 weiteren Mitbewerber/-innen hinter sich zu lassen. Mit 115 Punkten wurde er Sieger und freute sich über einen Futtertrog der Firma Köhler, Trendelburg. Zweiter wurde mit 108 Punkten Georg Flötotto aus Verl, gefolgt von Maximilian Nelle aus Witten mit 103 Punkten.
Wolle: Handwerk bestaunen, Rohwolle abliefern und Spinnwettbewerb
An vier Ausstellungsständen konnten sich die Besucher zum Thema Wolle, Wollverarbeitung und Wolle als nachwachsender Rohstoff und zu Düngepellets als Blumendünger informieren. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause war auch die Wollannahme des Schafzuchtbetriebes Schmücker wieder vor Ort. Als besondere Serviceleistung für Mitglieder des Schafzuchtverbandes NRW war das Team aus Büren in den Kreis Soest gereist und konnte über 10 Tonnen weiße Rohwolle zur weiteren Vermarktung mit heimnehmen. Highlight war jedoch hier der Spinnwettbewerb am Samstag. In liebevoller Art und Weise scharte Anne Walter aus Herscheid etwa ein Dutzend Woll-Liebhaberinnen mit ihren Spinnrädern um sich. 8 Teilnehmerinnen stellten sich dem Wettbewerb. Ziel war es, aus 20 Gramm Wolle einen möglichst langen Faden zu spinnen. Mit 212 Metern belegte Sylvia Hillemeyer Platz 3. Gefolgt von Sonja Viola Birkenhake mit 243 Metern auf Platz 2. Mit 262 Metern konnte Petra Haase aus Bad Driburg zwar nicht an ihre Bestleistung aus 2019 mit 299 Metern anknüpfen, schaffte es dennoch auf Platz 1. Herzlichen Glückwunsch!
Schafe hüten – Wanderpokal geht an Karl Griese
Die Landesmeisterschaft im Hüten mit Koppelgebrauchshunden auf der Schlosswiese von Haus Düsse wurde erstmalig gemeinsam organisiert von Fabian Urbitsch und Ulf Helming. 5 Hundeführer/-innen stellten sich mit ihren 7 Border Collies und 2 Working Kelpies dem landesweiten Wettbewerb. Die Hüterichter, Schäfer Christof May aus Wickede (Ruhr) und Schäfermeister Wolfgang Scholle aus Lichtenau, beurteilten die Hüteleistung und rangierten Border Collie Jack mit 76 Punkten, geführt von Anke Wulfes aus Golsar, auf Platz 3. Race – von Guido Blinten aus Netphen – schaffte es mit 80,5 Punkten auf Platz 2. Der begehrte Wanderpokal ging an den erstplatzierten Karl Griese aus Reichshof. Sein Border Collie Boyd erzielte mit 81 Punkten die beste Gesamtleistung des Tages.
Jungzüchter treffen sich in Haus Düsse
Einige der Jungzüchter/-innen aus NRW nutzen die Gelegenheit, sich zu treffen und das Vorführen sowie das Präsentieren von Schafen im Ring zu üben. Das nächste Treffen findet am 17. und 18. September im Kreis Warendorf statt.
Zuchttiere vermarkten sich wieder hervorragend
Das Kerngeschäft der Schafzüchtervereinigung NRW und somit eine der tragenden Säulen der NRW Schaftage sind jedoch die Körungen, Prämierungen und die Vermarktung von Zuchtschafen über Auktionen oder aber im freihändigen Verkauf. Züchter und Beschicker waren hochmotiviert und viele fleißige Hände halfen bei der Durchführung sowie bei Auf- und Abbau.
Erster Tag: Beste Qualität zu guten Preisen
Am ersten Tag wurden lediglich 60 Zuchtschafe der Rassen Dorper, Ostfriesisches Milchschaf und Texel aufgetrieben. Krankheitsbedingt waren 13 Ausfälle zu verzeichnen. Die vorgestellten Schafe hatten es allerdings in sich. Alle Zuchtschafe mit Status „maedi-unverdächtig“ waren von durchweg sehr guter Qualität.
Ostfriesisches Milchschaf – Beste Tiere aus dem Bergischen Land
Drei rahmige Lammböcke aus der Zuchtstätte Schäfer in Hückeswagen wurden vorgestellt. Anders als im Vorjahr in Krefeld konnte Auktionator Hubert Fischer aus dem Bergischen Land die Böcke in einer unterhaltsamen und ansprechenden Weise an den Mann bringen. Fischer war kurzfristig für den erkrankten Karl-Dieter Fischer aus Schleswig-Holstein eingesprungen und verstand es auf Anhieb, die Käufer für die hervorragenden Zuchttiere zu begeistern. Mit durchschnittlich 600 Euro waren die Milchschafböcke ein Drittel teurer als im Vorjahr.
Dorperschafe – Teuerster Bock für 3.200 Euro zugeschlagen
Lediglich 6 Zuchtböcke der Rasse aus zwei Zuchtbetrieben wurden aufgetrieben. Diese waren von bester Qualität und sehr rassetypisch. Frank Drössler aus Bad Arolsen stellt drei Lammböcke und die Weideland Qualitz GbR aus Mecklenburg-Vorpommern drei Jährlingsböcke vor. Der Siegerbock aus der Zucht Drössler wurde für 1.100 Euro in einen befreundeten Zuchtbetrieb verkauft. Susanne Petersen von der Weideland Qualitz stellte den Reservesieger der Rasse. 4 von 6 Zuchtböcken konnte Fischer für über 1.000 Euro zuschlagen. Den Tageshöchstpreis erzielte der Fleischsieger der Weideland Qualitz GbR mit 3.200 €. Die Halle tobte und applaudierte der dankbaren Züchterin zum Verkauf ins Heimatland. Züchter aus NRW waren leider nicht beteiligt.
Texel – Johlen stellt Landessieger und Siegersammlung
Durch Ausfälle wurden lediglich 14 Mutterlämmer der Rasse Texel vorgestellt. Die Körkommission, bestehend aus der Zuchtleiterin Fides Lenz, Andreas Humpert und Tierarzt Dr. Peter Richterich stufte alle in Zuchtwertklasse 1 ein. Das Richten am darauffolgen Tag erfolgte in drei Klassen. Die Klassensieger wurden vom Verein Texelschafe Deutschland mit einem Pokal bedacht. Die Ia-prämierten stellten die renommierten Zuchten Brüggemann, Johlen und van den Berg. Das Siegerlamm und die spätere Landessiegerin stellte Andreas Johlen aus Altenbeken. Bernd Brüggemann aus Ahlen das Reservesiegerlamm. Bei der Auktion fanden alle Lämmer ein neues Zuhause. Im Schnitt mussten die Käufer mit 440 Euro gegenüber dem Vorjahr 148 Euro mehr ausgeben.
Die 37 aufgetriebenen Lammböcke der Rasse Texel stammten aus 10 Zuchtbetrieben und 4 Landesschafzuchtverbänden. Lediglich ein Bock wurde bei der Körung nicht zugelassen und zwei in Zuchtwertklasse 2 eingestuft. Das spricht für die sehr gute Qualität der Zuchttiere. Das Richten in 7 Altersklassen übernahmen in diesem Jahr Fides Lenz und Andreas Humpert. Viermal hatte Bernd Brüggemann aus Ahlen die Nase vorn und freute sich über einen Klassensieger. Auch Gebhard Hoffmann aus Heilberscheid in Rheinland-Pfalz, Andreas Johlen aus Altenbeken und Ines Zahn aus Heusweiler im Saarland konnten sich über einen Ia-prämierten Bock aus ihrer Zucht freuen. Der Bock aus der Zuchtstätte Zahn wurde zudem Fleischsieger der Rasse Texel. Den Siegerbock der Rasse stellte Bernd Brüggemann aus Ahlen, Johlen den Reservesieger. Im Sammlungswettbewerb „3 Söhne eines Vaters“ dann umgekehrt: Hier siegte Johlen vor Brüggemann.
Bei der anschließenden Auktion der Texelböcke wurde der Markt zu 92 % geräumt. Dreimal wurde die Schallgrenze von 1.000 Euro durchbrochen. 33 von 36 Böcken fanden ein neues Zuhause. Für leistungsgeprüfte Zuchtböcke mussten die Käufer im Schnitt mit 567 Euro gegenüber dem Vorjahr 17 Euro mehr in leistungsgeprüfte Böcke investieren. Der Siegerbock aus der Zucht Brüggemann war mit 1.300 Euro teuerster Texelbock des Tages. Jeweils ein Bock der Rasse Texel und Dorper wurden direkt ins benachbarte Österreich vermarktet.
Zweiter Tag mit Besuch der Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Silke Gorißen
Am zweiten Tag der NRW Schaftage werden traditionell Fleisch- und Landschafrassen ohne Maedi-Status vermarktet. Morgens in der Früh wurden 88 Zuchtschafe aus 23 Zuchtbetrieben aufgetrieben. 15 Rassen waren angemeldet. Erstmalig war eine Landwirtschaftsministerin zu Besuch bei diesem landesweit wichtigsten Ereignis für die schafhaltendenden Betrieben.
Landschafrassen – Wilhelm Prinz aus Beckum stellt Landessieger
12 Landschafrassen wurden aufgetrieben. Die Ministerin lobte die Vielfalt der Schafe in „ihrem“ Bundesland NRW. Bei den Coburger Fuchsschafen stellten Martin Sutter aus Spenge und Hubert Steinhoff aus Ahlen je einen Sieger und Reservesieger der Rasse. Erstmalig wurden im Rahmen dieser Veranstaltung auch Wollsieger prämiert. Dieser Preis ging an Claudia Schepp aus Wilnsdorf. Auch bei den Rhönschafen freute Frau Schepp sich mit ihrem Jährlingsbock über den Sieger der Rasse. Ein Lammbock aus der Zuchtstätte Markus Müller aus Hamminkeln wurde Reservesieger. Bei den Weißen Gehörnten Heidschnucken stellte Wolf-Dieter Deter aus Spenge den Reserve- und Wollsieger der Rasse. Erfolgreichster Züchter hier: Andreas Hill aus Telgte. Sein Lammbock wurde zum Rassesieger gekürt.
Als weitere Rassen wurden Zuchtschafe der Rassen Bentheimer Landschaf (BLS), Braunes (BBS) und Geschecktes Bergschaf (GBS), Gotländisches Pelzschaf (GPS), Rauhwolliges Pommersches Landschaf (RPL), Skudden (SKU) und Weiße Hornlose Heidschnucken (WHH) vorgestellt. Hier gingen die Ia-Preise an die Zuchtstätten Jens Holtkamp, Hamminkeln (BLS), Klaus-Louis Hanne, Remscheid (BBS, GBS), Karla Ebert, Lemgo (GPS), Gerd Meyer, Bad Oeynhausen (RPL), Ortrun und Andreas Humpert, Marienmünster (SKU) und Iris Behrens aus Sprockhövel (WHH).
Bei dem Sammlungswettbewerb der Landschafrassen „3 Söhne eines Vaters“ stellte die Zuchtstätte Markus Müller aus Hamminkeln mit ihren ansprechenden Rhönschafen die Siegersammlung.
Fleischschafrassen – Zuchtstätte Filies stellt Landessieger der Fleischschafrassen
Zuchtschafe der Rassen Kerry Hill, Zwartbles und Suffolk wurden gemeldet. Zahlenmäßig stärkste Rasse waren die Suffolkschafe. 4 Mutterlämmer wurden aufgetrieben und auch verkauft. Mit durchschnittlich 293 Euro waren die Lämmer etwa 100 Euro günstiger als im Vorjahr in Krefeld.
Bei den Böcken der Rasse Suffolk lief es nicht ganz so gut. Von 23 aufgetriebenen Zuchttieren wurden 3 nicht zugelassen. Die Zuchtstätten Antenbrink, Filies und Koerdt stellten die Klassensieger. Für lediglich 9 von 20 Böcken fand Auktionator Hubert Fischer einen Käufer. Diese waren auch 50 Euro günstiger als im Vorjahr. Im Durchschnitt konnte er bei 383 Euro den Zuschlag erteilen. Dennoch wurden mit 9 Böcken 6 mehr abgesetzt als im Jahr zuvor in Krefeld. Bei dem Sammlungswettbewerb „3 Söhne eines Vaters“ stellte die Zuchtstätte Deventer aus Sendenhorst die ausgeglichene Siegersammlung.
Ausblick:
Viele NRW-Züchter präsentieren sich anlässlich der Bundesschafschau in der Zeit vom 30. September bis zum 02. Oktober in Alsfeld/Hessen. Weitere Informationen zu den nächsten Veranstaltungen und weitere Fotos finden Sie auf der Homepage des Veranstalters: www.schafe-schuetzen.de.