Schaftage – Rassevielfalt und beste Genetik
Am 14. und 15.08.2021 fanden die NRW-Schaftage in Krefeld statt.
Mitte August trafen sich Freunde der vierbeinigen Rasenmäher in Krefeld im Regionalzentrum der RUW (Rinderunion West) nicht ohne Grund, denn hierbei handelt es sich um die größte Zuchtveranstaltung für Schafe in NRW, zu der am ersten Tag auch Zuchttiere aus ganz Deutschland zugelassen sind und ein direkter Export ins europäische Ausland möglich ist. Die Stimmung vor Ort war gut und die Markthalle von Ausstellern umrahmt. Interessierte genossen die Rassevielfalt und auch die Möglichkeit sich mit bester Genetik neu aufzustellen.
Besuch hatte sich angekündigt: Alfons Gimber, Schäfer aus Lobenfeld in Baden-Württemberg und Vorsitzender der VDL (Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände) war überwältigt von der Vielfalt der vorgestellten Schafrassen und hatte ein Ohr für die Sorgen der Schafhalter in NRW. Die Vorsitzende der Schafzüchtervereinigung NRW – Ortrun Humpert aus Marienmünster – nutzte die Veranstaltung für konstruktive Gespräche mit Landtagsabgeordneten und Politikern.
Was sonst so geschah, fasst Markus Barkhausen – Mitarbeiter der Schafzüchtervereinigung NRW in Lippstadt – nachfolgend für Sie zusammen.
Erster Tag – Dorperzüchterin Klara Hack räumt ab!
Ostfriesische Milchschafe – verhaltene Nachfrage bei durchweg guter Qualität
Nach Jahren der Abstinenz präsentierte Bernd Rohling aus Bottrop u.a. ein sehr gut bemuskeltes Mutterlamm der Rasse. Nicolai Schäfer aus Hückeswagen stellte den bestprämierten Lammbock mit enormer Entwicklung.
Nicht verwunderlich: Die Milchleistung seiner Mutter lag lt. LKV (Landeskontrollverband) in Krefeld bei annähernd 500 kg in 150 Tagen.
Dennoch fand Auktionator Karl-Dieter Fischer aus Sommerland in Schleswig-Holstein nur für 3 von 11 Milchschafen einen Käufer.
Teuerstes Tier wurde ein Lammbock, der für 400 Euro aus dem Bergischen ins angrenzende Ruhrgebiet verkauft wurde.
Dorperschafe – wie aus einem Guss: Landessieger
4 Zuchtbetriebe aus Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz stellten 7 Böcke der Rasse vor. Körkommission und Preisrichter waren begeistert!
Alle waren hervorragend präsentiert und herausgebracht. Frank Drössler aus Bad Arolsen erzielte mit seinem Bock einen 4. Platz, der befreundete Zuchtbetrieb, die Weideland Qualitz GbR, konnte ihren Zuchtbock nach Österreich verkaufen.
Erfolgreichster Zuchtbetrieb: Klara Hack aus Sellerich in Rheinland-Pfalz. Sie belegt mit ihren Böcken die Plätze eins bis drei, die zweitbeste Bocknachzuchtsammlung über alle Rassen hinweg und als Krönung des Tages den Landessieger. Dieser zeigte sich von seiner besten Seite mit sauberem Haarkleid, einer hervorragenden Oberlinie und Höchstnote 9 im Exterieur. Bei der anschließenden Auktion wurden bis auf einen alle verkauft. Alle Jährlingsböcke wurden im 4-stelligen Bereich zugeschlagen. Tageshöchstpreis erzielte der Landessieger mit 2.400 Euro.
Texelschafe – stärkste Rasse mit durchweg guter Qualität
Mit 20 Mutterlämmern der Rasse Texel waren im Vergleich zu 2020 fünf weniger angemeldet. Alle wurden in Zuchtwertklassen I gekört und in vier Altersklassen gerichtet. Klassensieger stellten die Zuchten Johlen aus Altenbeken, Fischer aus Sommerland, Brüggemann aus Ahlen und van den Berg aus Vreden. Das Siegerlamm stammt aus der Zucht von Kai Fischer und wurde vom Verein Texelschafe Deutschland – vertreten durch Reinhard Jacobsen – zum Topmodel gekürt und mit einem Siegerpokal bedacht. Das Tier zeichnete sich durch eine hervorragende Oberlinie, Länge und Rahmen aus. Allen anderen o. g. Klassensiegern wurde durch Texelschafe Deutschland ein Siegerpokal der überreicht. Den Reservesieger stellte die Zuchtstätte Brüggemann aus Ahlen. Der Markt wurde bei der anschließenden Auktion zu 80 % geräumt. Mit knapp 300 Euro waren die Zuchtlämmer trotz aktuell höchster Notierungen für Lammfleisch etwa 35 Euro günstiger zu haben als im Vorjahr.
Mit knapp 40 Lammböcken der Rasse Texel wurden etwa 5 Böcke weniger aufgetrieben als in 2020. Die Preisrichter Andreas Humpert und Karl-Dieter Fischer richteten diese in 6 Altersklassen. Die Einzeltierwettbewerbe dominierte Bernd Brüggemann aus Ahlen in den drei jüngsten Altersklassen und stellte hier jeweils die Klassensieger. Auch die Zuchtstätten Johlen aus Altenbeken; Hoffmann aus Heilberscheid und Fischer aus Sommerland konnten je einen Ia-prämierten Bock stellen. Die Qualität war durchweg gut und nur zwei Böcke wurden in Zuchtwertklasse 2 gekört.
Den Siegerbock stellte die Zuchtstätte Hoffmann aus Heilberscheid mit einem langen und imponierenden Bock, den Reservesieger Bernd Brüggemann aus Ahlen mit einem sehr korrekten Bock mit einer ausgezeichneten Wollqualität.
Auch im Sammlungswettbewerb ging der erste Preis an die Zuchtstätte Brüggemann aus Ahlen.
Bei der anschließenden Auktion wurde lediglich zweimal die Schallgrenze von 1.000 Euro durchbrochen und der Markt zu 70 % geräumt. Die leistungsgeprüften Böcke waren 50 € günstiger als in 2020. Teuerster Bock wurde ein Ib-prämierter Bock aus der Zucht von Kai Fischer, er wurde von einem renommierten NRW Züchter ersteigert.
Zweiter Tag – Debütantin Iris Behrens stellt Landessieger Landschafrassen!
Landschafrassen – große Vielfalt und schöne Schafe im Angebot
Alle aufgetriebenen 6 Zuchtschafe der Rasse Bentheimer Landschafen reisten vom Niederrhein nach Krefeld: Jens Holtkamp aus Hamminkeln bekam für einen seiner Jährlingsböcke dreimal die Note 8 (sehr gut) für Wolle, Bemuskelung und Exterieur. Die Preisrichter kürten ihn dann auch zum Siegerbock der Rasse; Reservesieger wurde ein Bock aus der Zuchtstätte Martin Tiemann in Uedem.
Bei den Bergschafrassen stellte lediglich Klaus-Louis Hanne aus Remscheid Zuchtschafe vor. In der Summe waren dies immerhin 11 Zuchtschafe aus den 3 Rassen Braunes Bergschaf, Geschecktes Bergschaf und Schwarzes Bergschaf. 4 weitere Ia-Plaketten zieren künftig der Stall der „Bornstaler Bergschafzucht“.
Auch bei den Rassen Graue Gehörnte Heidschnucke (GGH), Krainer Steinschaf (KST) und dem Rauhwolligen Pommerschen Landschaf (RPL) wurden Zuchtschafe nur von einem Zuchtbetrieb ausgestellt. Es freuten sich dennoch über ein Ia-prämiertes Zuchtschaf: Peter Adams aus Kempen (GGH), die Thoms-Richterich GbR aus Ennigerloh (RPL) und Debütant Markus Klasen aus Herford (KST).
Coburger Fuchsschafe bildeten den größten Rasseblock mit insgesamt 23 Zuchtschafen. Die 4 Ia prämierten Klassensieger stellten die Zuchtbetriebe Martin Sutter aus Spenge und Martin Tiemann aus Uedem mit jeweils zwei Klassensiegern. Über die Sieger- und Reservesiegerplaketten freut sich Martin Tiemann aus Uedem gemeinsam mit seinen Töchtern. Die zwei Zuchtbetriebe aus dem Kreis Warendorf: Hubert Steinhoff aus Ahlen und die Thoms & Richterich GbR aus Ennigerloh erzielten mit dem Ic-Preis ihre beste Platzierung des Tages.
Als weitere präsentierte Mittelgebirgsrasse wurden 14 Rhönschafe aus zwei Zuchtbetrieben vorgestellt. Holger Schepp aus Wilnsdorf im Siegerland und Markus Müller aus Hamminkeln wetteiferten um die ersten Plätze. Beide konnten am Schluss zwei Klassensiege im Einzeltierwettbewerb für sich verbuchen. Müller stellte letztendlich mit zwei schweren und korrekten Böcken Sieger und Reservesieger der Rasse und zusätzlich im Sammlungswettbewerb die Siegersammlung über alle Rassen hinweg und kann sich somit für dieses Jahr erfolgreichster Rhönschafzüchter in NRW nennen.
Bei den ausgestellten Zuchtschafen der Rasse Skudde wurde die Vielfalt der Schafzucht sogar innerhalb der Rasse deutlich. Zuchtschafe folgende Farbschläge wurden vorgestellt: braun, schwarz, weiß und schimmelfarben. Christoph Münter aus Vlotho stellte mit einem rahmigen, schwarzen Jährlingsbock den Reservesieger. Toni Vollstedt und Monika Beckemper aus Neunkirchen-Seelscheid gaben ihr Debüt und starteten durch: Auf Anhieb schafften sie es, einen ihrer Altböcke zum Siegerbock küren zu lassen.
Bei der Weißen Gehörnten Heidschnucke standen die Zuchten Deter und Hamann im züchterischen Wettbewerb. Ein Lammbock von Wolf-Dieter Deter aus Spenge wurde von den Preisrichtern Bruno Becker aus Wipperfürth, Sascha Prüss aus Halver und Andreas Humpert aus Marienmünster mit dem Ia-Preis ausgezeichnet.
Das Beste kommt zum Schluss: Eine weitere Debütantin – Iris Behrens aus Sprockhövel – war mit einem selbstgezogenen Jährlingsbock der Rasse Weiße Hornlose Heidschnucke quer durch das Ruhrgebiet nach Krefeld gereist. Sie musste sich lange gedulden, bis dass sie ihren Bock namens Otto vorstellen durfte. Aber das Warten hat sich gelohnt: Als einziger Vertreter der Rasse durfte er sich bei der Auswahl des Landessiegers einreihen und der breit gefächerten Konkurrenz stellen.
Die Preisrichter waren sich einig und sahen den dreimal 8 gekörten, ausdrucksstarken und korrekten Bock vorn. Hier war zu erkennen: Wer Qualität kauft, kann bei guter Pflege züchterisch erfolgreich sein. Beide Elternteile stammen aus der renomierten Zucht Havermeier in Lage.
Die Landschafrassen gingen anschließend in den freihändigen Verkauf. Viele Zuchtbetriebe haben alle aufgetriebenen Schafe bereits vor Ort oder direkt im Nachgang verkauft. Wer noch Bedarf hat, findet die Kontaktdaten der Schafzüchter aller Rassen auf https://schafe-schuetzen.de/schafzucht/zucht/
Fleischschafe – Helmut Filies aus Rheda-Wiedenbrück kann an Erfolge aus 2020 anknüpfen
Bei den Zuchtschafen der Rasse Suffolk gab es massive Ausfälle aus den Reihen der Beschicker: Von 16 angemeldeten Schafen wurden 7 Zuchtschafe aus drei Zuchten nicht aufgetrieben und dies bedeutet eine Ausfallquote von mehr als 40 %. Bei der Versteigung wurden nur 3 von 6 Böcken verkauft. Besser lief es in der Prämierung und bei Verkauf der Mutterlämmer. Alle 4 fanden einen neuen Besitzer.
Mit 412 € waren die Käufer bereit etwa 80 € mehr für ein deckfähiges Zuchtlamm auszugeben. Spitzenpreis waren hier 650 €. In der Prämierung stellte letztendlich Filies das Siegerlamm und auch den Siegerbock der Rasse. Die Preisrichter Burkhard Schmücker aus Büren und Norbert Pelzer aus Heinsberg, die gemeinsam mit Zuchtleiterin Fides Marie Lenz die Körung und Rangierung durchführten, kürten das großrahmige Mutterlamm zum Landessieger der Fleischschaf-rassen. Die Zuchtstätte Udo Niersmann aus Kerken stellte im Sammlungswettbewerb die Reservesiegersammlung bestehend aus drei Söhnen eines Vaters.
Alle Züchter mit Siegertieren konnten sich über Sachpreise der Firmen: Horn24, Havens, Köhler, Texelschafe Deutschland freuen.
Die NRW Schaftage 2022 finden voraussichtlich am 3. Augustwochenende (20. & 21.) in Haus Düsse, Bad Sassendorf statt.